Klezmer-Konzert in Rathenow 23.04.2017
Klezmer ist jiddische Musik, die von den Juden in Russland gepflegt wurde. Die Klarinette ersetzt bei dieser Musikform die Violine. Am 23.04.2017 kamen vier Klezmermusikanten zu einem Konzert in die Sankt-Marien-Andreas-Kirche. "Harry´s Freilach" heißt die Gruppe und spielt gern bei Jüdischen Hochzeiten, Geburtstagen und anderen jüdischen Festen sowie bei Firmenjubiläen. Natürlich gab es ein Musikstück für die Jiddishe Mamme, eins für die Schwiegermutter und eins für die kommenden Enkel "Yankele". Harry Timmermann spielte Klarinette und hat die Gruppe 1992 gegründet. Nikos Tsiachris aus Griechenland spielte die Gitarre, der in Kanada aufgewachsene Robin Draganic spielte Kontrabass und Alexandr Danko aus Rostow am Don spielt mit Hingabe Bajan. Bajan nennt man das russische Knopfakkordeon. Alexandr Danko hat Bajan an der Musikhochschule in Rostow am Don studiert und bringt eine überragende Virtuosität und einen Klangreichtum in die Klezmermusik, die einfach fasziniert. Der Name der Gruppe leitet sich vom jiddischen "freylekh" ab, was fröhlich heißt. Es fehlt in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow eine Heizung. Die Künstler spielten sich warm, denn sie spielten mit vollem Körpereinsatz. Besonders bei Robin Draganic und Alexandr Danko ging die Musik mit intensiven Körperbewegungen einher. Wenn man Juden beim Gebet beobachtet, so bewegen sie ihre Körper immer hin und her, weil sie Gott den Herrn immer auch mit dem Körper anbeten. Daran musste ich denken, als die Musiker in der Kirche spielten. Es war auch der gesamte Körper an den Darbietungen beteiligt. Schön war, dass Harry Timmermann immer ein paar Erläuterungen zu den einzelnen Stücken machte. Bei den Hochzeitsmusiken gibt es ja feste Stücke für die Mutter, die Schwiegermutter und für andere Familienmitglieder. Die Melodien sind freudig, traurig und manchmal wild, wie die Musik der Ostjuden eben war und hat auch orientalische Rhythmen aufgenommen. Es war das erste Klezmerkonzert in den seit 2010 neu errichteten Kreuzgewölben und die Klangfülle, die damit in der Kirche offenbar wurde, ist einfach überwältigend. Die Zuhörer klatschen nach jedem Stück und erklatschten sich auch drei Zugaben. Die Fröhlichkeit, die die Klezmermusik verbreitet, ist einfach ansteckend und alle Besucher gingen nach dem Konzert gut gelaunt nach Hause.